denk.mal Fruchtschuppen C: Am 16. Mai wird ein neues Gedenkzeichen zur Erinnerung an den Völkermord an den Sinti und Roma eingeweiht

Am 16. Mai 1940 wurden etwa 1000 Sinti und Roma in Hamburg und Norddeutschland verhaftet und im damaligen Fruchtschuppen C im Hamburger Freihafen unter menschenunwürdigen Bedingungen eingesperrt. Am 20. Mai 1940 wurden sie in das Zwangsarbeitslager Belzec im besetzten Polen deportiert. Es folgten weitere Deportationen am 11. März 1943 und am 18. April 1944. Ein Großteil der Menschen wurde in den darauffolgenden Jahren ermordet. 85 Jahre später wird das neue denk.mal Fruchtschuppen C am Ort des damaligen Sammellagers eingeweiht.
"Und dann sind wir in die Waggons eingeladen worden, und da haben wir gesagt, irgendetwas stimmt da nicht, wenn sie uns nach Роlеn bringen wollen und wir sollen da Häuser und das alles kriegen. Warum sind dann die ganzen Posten аn den Zügen und warum schließen sie die Тür?" Gottfried Weiß (1928–2003) in einem lnterview, 2002
Das neue Gedenkzeichen an der Promenade New-Orleans-Straße in der Hamburger HafenCity besteht aus sechs Betonstelen, in denen schemenhaft die Silhouetten von Menschen zu erkennen sind. Der Schriftzug „Fruchtschuppen C“ verweist auf den verschwundenen historischen Ort: Von 1911 bis 1949 stand hier ein großes Gebäude zur Lagerung von Südfrüchten, der für die Erweiterung des benachbarten Gaswerks abgerissen wurde.
An den Stelen des Gedenkzeichens sind Tafeln mit Texten, Bildern, Zitaten und Biografien von Verfolgten eingelassen. Sie informieren über die Verfolgung und die Deportationen der Sinti und Roma aus dem norddeutschen Raum.
Heinrich Himmler hatte die reichsweitere Verhaftung von bis zu 2500 Sinti und Roma befohlen. Verantwortlich für die Verhaftung und die Deportation der etwa 1000 Frauen, Männer und Kinder aus Norddeutschland waren Beamte des Reichskriminalpolizeiamtes in Berlin, der Kriminal- und Schutzpolizei in Hamburg und Norddeutschland sowie Mitarbeitende der Hamburger Sozialverwaltung, anderer lokaler Institutionen sowie der Deutschen Reichsbahn.
An der Entwicklung des Gedenkzeichens waren die Rom und Cinti Union e.V., der Landesverein der Sinti in Hamburg e.V., die Behörde für Kultur und Medien, die HafenCity Hamburg GmbH und die Stiftung Hamburger Gedenkstatten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen beteiligt. Die Gestaltung übernahmen BBS Landscape Engineering GmbH und Michael Teßmer/gwf-ausstellungen.
Nach der Einweihung des Gedenkzeichens am 16. Mai 2025 [Information und Anmeldung] wird es rund um die Uhr öffentlich zugänglich sein.
Das neue Gedenkzeichen "denk.mal Fruchtschuppen C" ergänzt den bestehenden Gedenkort "denk.mal Hannoverscher Bahnhof", der seit 2017 an die Deportationen von Juden, Sinti und Roma erinnert.

