Fotografien der Deportationen aus Hamburg identifiziert
Deportation Oktober 1941
Im Oktober 1941 wurden über 1.000 Jüdinnen und Juden aus Hamburg in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Die von der Deportation betroffenen Männer, Frauen und Kinder wurden schriftlich durch die Gestapo zur dafür eingerichteten Sammelstelle in der Moorweidenstraße 36 befohlen. Genutzt wurde dafür das ehemalige Logenhaus, das die Hamburger Behörden 1935 nach dem Verbot der Freimaurerei beschlagnahmt hatten. In dem Gebäude fand eine entwürdigende Durchsuchung und Beraubung der Verfolgten statt. Nach einer Nacht in großer Enge und unter katastrophalen Umständen wurden die Menschen am Morgen des 25. Oktober 1941 mit Mannschaftswagen der Hamburger Polizei zum Hannoverschen Bahnhof in Hamburg gebracht und von dort in das Ghetto Litzmannstadt verschleppt.
Fotoalbum des Polizisten Colberg
Die drei nun identifizierten Bilder stammen aus einem Fotoalbum von Bernhardt Colberg, der Mitglied des Reserve-Polizei-Bataillons 101 war. Das Fotoalbum befindet sich im Besitz des United States Holocaust Memorial Museums. Die darin enthaltenen drei Fotografien waren als „Opfer der alliierten Luftangriffe vor ihrer Evakuierung“ bezeichnet worden. Diese Interpretation konnte durch fachwissenschaftliche Expertise und einen intensiven Prozess der Validierung von Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Institutionen korrigiert werden.
Identifizierung durch Recherche
Der relevante Fund gelang durch Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeiterinnen Dr. Kristina Vagt und Johanna Schmied des Projekts Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte und Dr. Alina Bothe des Verbundprojekts #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg an der Freien Universität Berlin.
Die Fotografien bieten neue Perspektiven auf das Hamburger Deportationsgeschehen im Herbst 1941. Ihre Überlieferungsgeschichte lässt vermuten, dass weitere Fotos anderer Deportationen in Archiven oder privaten Sammlungen überliefert sind. Für Hinweise, die zur Identifikation der abgebildeten Personen oder weiterer Bildbestände beitragen, nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf.
Vorstellung der Fotos
Online: Die Fotos werden online im Bildatlas von #LastSeen vorgestellt und kritisch kommentiert: LastSeen
Ausstellung: Die Fotos werden in einer Pop-up-Ausstellung vom 4. November 2025 bis 6. Januar 2026 im Geschichtsort Stadthaus gezeigt: Stadthausbrücke 6, 20355 Hamburg, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 10-17 Uhr
Veranstaltung "Nahaufnahme: Die Hamburger Deportationen in die Ghettos im Herbst 1941": Alina Bothe, Kristina Vagt, Johanna Schmied und Wolfgang Kopitzsch stellen die Fotos und die Ergebnisse der Untersuchung in einem Vortrag am Geschichtsort Stadthaus vor am Dienstag, 4. November 2025, 18.30-20.00 Uhr. Eine Anmeldung ist notwendig, der Vortrag wird auch online gestreamt. Info: https://www.gedenkstaetten-hamburg.de/de/veranstaltungen
Bericht "Historische Fotos zeigen erstmals Deportationen in Hamburg" (Fernseh-Bericht des NDR vom 7.11.2025)
Bericht "#LastSeen. NS-Deportationen" (Radio-Interview mit Alina Bothe des RBB vom 7.11.2025)
Bericht "Deportation von Juden in Hamburg: Fotos lösen Erinnerungen aus" (NDR vom 14.11.2025)