"Meine letzte Wäsche ist bei Ihnen ja gut aufgehoben."

Maximilian Nagel an Familie Jing Chin

Maximilian Nagel an Chin Jing Vorderseite

Maximilian Nagel

besaß ein Bekleidungsgeschäft in Hamburg. Im Jahr 1939 entzogen die Nationalsozialisten und Nationalsozialstinnen ihm seinen Betrieb. Fortan verschlechterte sich die Lebenssituation von Maximilian Nagel. Mehrfach musste er den Wohnort wechseln. Am 25. Oktober 1941 verschleppte die Hamburger Gestapo den damals 58-jährigen zum Hannoverschen Bahnhof, wo er einen Deportationszug besteigen musste. Zielort war das Ghetto Litzmannstadt. Er hatte keine Familienangehörigen bei sich.

Durch Postkarten versuchte er Kontakt nach Hamburg aufzunehmen. Einige dieser Karten wurden nie aus dem Ghetto abgeschickt. Die Postbestimmungen waren sehr streng. Darunter war auch eine Karte an den befreundeten Jing Chin, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Emilie eine Wäscherei in Hamburg betrieb. Im Mai 1942 ermordete die SS Maximilian Nagel im Vernichtungslager Kulmhof.

Maximilian Nagel an Chin Jing Rückseite

Transkription Postkarte:

 

Absender:
Max J. Nagel
Litzmannstadt/ Getto
Hamburgerstr 6
bei J. Kolberg

Familie Chin Jing
(Chines. Wäscherei)
Hamburg 1
Lindenstrasse no. 54

Liebe Familie Chin Jing. Endlich sollen Sie von mir hören [...] geht es mir gut. Wie geht es [...] meine Lieben? Ich hoffe auch gut. Ich denke viel an Sie zurück - und waren es doch so manche nette Plauderstündchen. Was macht mein l.[ieber] Werner? Ich würde mich freuen - wenn Sie mir mal schreiben, und erhalten Sie prompt wieder Antwort. Meine letzte Wäsche ist bei Ihnen ja gut aufgehoben. Nun empfangen Sie alle die besten Grüsse von Ihrem alten u treuen Max Nagel

10/12 1941 Litzmannstadt/ Getto

*Zu Gunsten der Lesbarkeit wurde in der Transkription Anpassungen vorgenommen. 
 

Weitere Recherchemöglichkeiten:

Stolperstein-Initiative: https://www.stolpersteine-hamburg.de/
Weiteres Recherchetool: https://collections.arolsen-archives.org/
Lars Amenda spricht über die Bedeutung dieser Postkarte: Video

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