"Leider bin ich immer noch ohne Nachricht von den lieben Eltern."

Thea Heymann an Siegfried Katz

Thea Heymann an Siegfried Katz Vorderseite

Die 34-jährige Thea Heymann

war gelernte Bürokauffrau. Viele Jahre arbeitete sie als Sekretärin für die Jüdische Gemeinde in Hamburg. Über ihr weiteres Leben ist heute wenig bekannt. Am 23. Juni 1943 deportierte die Hamburger Gestapo mit Hilfe der Reichsbahn Thea Heymann in das Ghetto Theresienstadt.

Von dort schrieb sie Postkarten, wie diese an Siegfried Katz. Darin erkundigte sie sich auch nach ihren Eltern. Bereits 1941 waren diese vom Hannoverschen Bahnhof in das Ghetto Minsk verschleppt und später ermordet worden. Ihnen war es nicht möglich, Kontakt nach Hamburg aufzunehmen. Postverkehr war im Ghetto Minsk streng verboten. Die Bestimmungen in Theresienstadt waren andere. Thea Heymann wurde von der SS weiter nach Auschwitz-Birkenau verschleppt. Sie überlebte nicht.

Thea Heymann an Siegfried Katz Rückseite

Transkription Postkarte:

 

Absender:
Thea Heymann
Hauptstrasse 22
Theresienstadt
Post Bauschowitz
Protektorat

Hernn Siegfried Katz
Hamburg - 13
Dillstrasse 15, III.

Mein lieber Fritz,

Heute erhielt ich Dein Päckchen vom 6.9., mit dem ich mich ganz besonders gefreut habe, Dir und Deiner Frau sage ich immer wieder allerherzlichsten Dank für Eure treue Freundschaft. Ich habe zurzeit sehr anstrengenden Dienst, mit der Arbeit ist viel Verantwortung, aber infolgedessen auch wieder eine gewisse Befriedigung verbunden. Leider bin ich noch immer ohne Nachricht von den lieben Eltern, ich hoffe immer, Du würdest mir etwas berichten können. Jetzt kommen schon die Herbstfeiertage, ich mag gar nicht an das Alleinsein denken, das heisst, ich kann immer Gesellschaft haben, aber Du weisst schon was ich meine. Schreibe mir recht bald wieder, Du darfst regelmässig einmal monatlich über die Reichsvereinigung schreiben. Sorgen mache ich mir auch um Lotte, ich habe seit Mitte Juli nichts von ihr gehört, hoffentlich ist sie gesund, besuche sie und bestelle ihr meine herzlichsten Grüsse und Wünsche. 

Dir und deiner Frau innige Wünsche und Grüsse
eure Thea.

11. September 1944

*Zu Gunsten der Lesbarkeit wurde in der Transkription Anpassungen vorgenommen. 
 

Weitere Recherchemöglichkeiten:

Mia Greßmann erzählt, was sie an dieser Postkarte besonders bewegend findet: Video
TikTok Video: Thea Heymann´s postcard
Stolperstein-Initiative: https://www.stolpersteine-hamburg.de
Weiteres Recherchetool: https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person

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