"Wir warten schon lange auf direkte Nachricht von Euch. Es interessiert uns doch schliesslich alles."

Dr. Marie Jonas an Fanny David

Dr. Marie Jonas an Fanny David Vorderseite

Dr. Marie Jonas

war Ärztin und lebte viele Jahre mit ihrer Familie in Hamburg-Eppendorf. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme durfte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Sie arbeitete deshalb als Krankenpflegerin und unterrichtete an der Israelitischen Töchterschule. Ihr Ehemann, Dr. Alberto Jonas, war dort Schuldirektor. Das Paar hatte eine Tochter, Esther. 

Am 19. Juli 1942 wurde die Familie durch die Hamburger Gestapo vom Hannoverschen Bahnhof in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Alberto Jonas verstarb nur wenige Wochen nach der Ankunft an den Folgen von Zwangsarbeit. Im Herbst 1944 verschleppte die SS Marie Jonas weiter nach Auschwitz-Birkenau, wo sie umkam.

Auch die 20-jährige Esther Jonas kam nach Auschwitz-Birkenau. In weiteren Konzentrationslagern musste sie schwer arbeiten. Sie erlebte die Befreiung im KZ Mauthausen. Nach kurzer Rückkehr nach Hamburg emigrierte sie in die USA. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod im Jahr 2016. 

Dr. Marie Jonas an Fanny David Rückseite

Transkription Postkarte:

 

Absender
Dr. Marie Jonas
Witwe
Theresienstadt
Q 313

Fräulein Fanny David
Hamburg 13
Beneckestr. 2

Liebe Fanny, 

dieser Tage bekam ich mehrere Grüsse von Dir. Besten Dank. Mir und meiner Tochter geht es gut. Wir arbeiten beide und sind zufrieden. Ich arbeite als Aerztin und Esther ist in einer Kanzlei. Wir wohnen zusammen Q 313. Wir warten schon lange auf direkte Nachricht von Euch. Es interessiert uns doch schliesslich alles. Also, lasst es Euch gut gehen. Wir hoffen recht bald etwas von Euch direkt zu hören. Mit den besten Grüssen verbleibe ich

Deine Dr. Marie Jonas

*Zu Gunsten der Lesbarkeit wurde in der Transkription Anpassungen vorgenommen. 
 

Weitere Recherchemöglichkeiten:

Stolperstein-Initiative: https://www.stolpersteine-hamburg.de
Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule: https://gedenkstaetten-in-hamburg.de/gedenkstaetten
Anna von Villiez, Leiterin der Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, spricht über die Postkarte: Video

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