"[...] was für ein schönes Gefühl es für uns ist zu wissen, dass es noch Menschen gibt, die in Liebe unser gedenken.”

Lissy von Halle an Fritz Katz

Lissy von Halle an Fritz Katz Vorderseite

Die 40-jährige Lissy von Halle

wurde gemeinsam mit ihrer Mutter Jenny von der Hamburger Gestapo und der Reichsbahn in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Über ihr Leben und das ihrer Familie vor der Deportation im März 1943 ist heute wenig bekannt. Überliefert sind jedoch Postkarten, die Lissy von Halle aus dem Ghetto Theresienstadt nach Hamburg schrieb.

Mindestens eine Postkarte erreichte Hamburg. Sie war an die Jüdische Gemeinde adressiert. Darin bat sie um die Zusendung von Geld und Lebensmitteln, denn dies war im Ghetto überlebenswichtig. Noch bevor die Postkarte im November 1944 versendet wurde, verschleppte die SS Lissy von Halle nach Auschwitz-Birkenau. Sie überlebte nicht. Ihre Mutter Jenny wurde in Theresienstadt befreit. 

Lissy von Halle an Fritz Katz Rückseite

Transkription Postkarte:

 

Absender:
Lissy von Halle
Theresienstadt/ Protekt.
Seestr. 121/18

Herrn Fritz Katz
Hamburg
Dillstr. 15

Meine Lieben. 

Vorerst will ich Euch einmal persönlich danken für die wunderschönen Päckchen, deren Inhalt ich sehr, sehr gut verwenden kann. Es ist so lieb von Euch, dass Ihr in so rührender Weise an uns denkt. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was für ein schönes Gefühl es für uns ist zu wissen, dass es noch Menschen gibt, die in Liebe unserer gedenken. Ich muss Euch heute mitteilen, dass infolge der allgemeinen Posteinschränkungen wir nur noch jede 8 Wochen schreiben können, während Ihr uns jede 4 Wochen entweder 1 Brief oder 1 Postkarte senden könnt über die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, Berlin. Pakete bleiben von der Neuregelung vollständig unberührt und erreichen uns nach wie vor direkt. Es geht mir und meiner Mutter gesundheitlich G.s.D. [Gott sei Dank] gut. Ich wünsche Euch weiter alles Gute, bleibt gesund. Allen ehemaligen Kollegen, die noch dort sind, ebenfalls recht herzliche Grüsse. Vielleicht macht es sich, dass Herr Elias Frau Dschüs bald einmal wieder sieht und spricht. Für heute recht, recht herzliche Grüsse 

Eure Lissy von Halle
x Jenny von Halle

Theresienstadt, d. 14.9.1944

*Zu Gunsten der Lesbarkeit wurde in der Transkription Anpassungen vorgenommen.
 

Weitere Recherchemöglichkeiten:

TikTok Video: Postkarte von Lissy von Halle
Isabelle, Studentin, erzählt, was sie an dieser Postkarte besonders berührend findet: Video
Weiteres Rechechetool: https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person

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